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Dem Wandel nicht
hinterherlaufen,
sondern ihn antreiben.

In der Metall- und Elektroindustrie ist derzeit vieles im Fluss. Sie durchläuft einen tiefgreifenden technologischen Wandel. Das bedeutet für die Unternehmen besonders große und vielfältige Herausforderungen. Noch sind wir in vielen Bereichen Weltmarktführer oder zumindest im globalen Spitzenfeld. Aber der Vorsprung schmilzt. Die Wettbewerber holen nicht nur bei der Qualität auf, sie sind häufig auch kostengünstiger.

Neue Technologien

Der Wandel vollzieht sich dabei rasend schnell. Neue Technologien verdrängen die alten komplett, wie z.B. beim Umstieg vom Verbrennermotor auf den Elektroantrieb. Die Digitalisierung schreitet immer weiter voran. Und welche Veränderungen und Umwälzungen der unaufhaltsame Siegeszug von Künstlicher Intelligenz mit sich bringen wird, zeichnet sich derzeit gerade erst vage ab.

Bei einer kontinuierlichen Entwicklung ist es ja naheliegend, vorhandenes Know-how (Köpfe) und Produktionsanlagen an bestehenden Standorten weiter zu nutzen. Wenn aber die Technologie komplett neu ist, anderes Fachwissen und andere Fabriken benötigt werden, ist das nicht mehr gesetzt. Die Karten werden neu gemischt. Die Betriebe sind gefordert, die Beschäftigten auch – z.B. wenn es darum geht, sich fit zu machen für die neuen Technologien.

Neue Wettbewerber

Nicht selten treten mit dem technologischen Umbruch neue Wettbewerber auf den Markt, die auf dem Feld der neuen Technologien vielleicht sogar mehr Erfahrung, mehr Kompetenzen und Know-how besitzen. Auch hier liefert der Automobilbereich viele Beispiele. Wenn künftig Batterien statt Benzinpumpen benötigt werden, dann haben zunächst einmal große asiatische Hersteller mit Erfahrung in der Entwicklung und Fertigung von Batterien die Nase vorn. Mit niedrigeren Lohnkosten an ihren Standorten und besserem Zugang zu Rohstoffen und Materialien können sie zudem oftmals preisaggressiv auftreten. Das erschwert die Situation für unsere heimischen Unternehmen noch einmal.

Herausforderungen durch die Transformation

Dr. Harald Marquardt (Vorstandsvorsitzender Marquardt Gruppe)

Doppelte Belastung

Die Transformation hat allerdings auch noch eine weitere, finanzielle Dimension. Die neuen Technologien brechen sich zwar nach und nach Bahn. Doch die allermeisten Unternehmen verdienen ihr Geld heute noch mit den bisherigen Produkten. Mit diesen Erträgen müssen sie nun die dringenden Investitionen in die neuen Technologien bezahlen, denn diese werfen oftmals erst nach einer längeren Anlaufzeit genügend Rendite ab.

Die „alte“ Welt steht aber längst noch nicht still. Auch diese Produkte müssen immer noch weiterentwickelt werden, sie müssen leistungsfähiger, effizienter oder ressourcenschonender gemacht werden, weil die Kunden dies so einfordern. Und in diese Verbesserungen müssen die Firmen ebenfalls weiterhin investieren.

Daraus ergibt sich somit eine Doppelbelastung: doppelte Investitionen in zwei Technologiewelten, aber keineswegs den doppelten Umsatz oder gar Ertrag. Hier muss nun ein Blick auf die Gewinne der Unternehmen geworfen werden. Denn – entgegen mancher Darstellungen – das Gros der Firmen macht keine riesigen Gewinne. Über die Jahre hinweg liegt der durchschnittliche Gewinn der M+E-Firmen bei rund drei Prozent vom Umsatz – nicht gerade viel, wenn man dies zum Beispiel mit der Chemieindustrie oder etlichen Dienstleistungsbranchen vergleicht. Hinzu kommt: Ein erheblicher Anteil der Unternehmen liegt noch einmal mehr oder weniger deutlich unter diesem Durchschnitt, derzeit schreiben knapp 40 Prozent der Firmen rote Zahlen oder eine „schwarze Null“, d.h., ihnen bleiben von 100 Euro Umsatz weniger als zwei Euro übrig, um in die Zukunft zu investieren. Nun kann man bekanntlich jeden Euro nur einmal ausgeben. Es ist völlig klar, dass die Unternehmen hier ihre Priorität auf Investitionen setzen wollen und müssen, die die Zukunft von Betrieb und Beschäftigung sichern – wenn sie diese Zukunft nicht verspielen wollen.

Trend ins Ausland

Schon in den vergangenen Jahren war zu beobachten, dass auch die deutschen und baden-württembergischen M+E-Unternehmen weit stärker im Ausland gewachsen sind als im Inland. Das lag bislang in erster Linie noch nicht an der Transformation, sondern daran, dass die Unternehmen die Nähe zu ihren Absatzmärkten suchten oder auch mit der Produktion ihren Kunden in diese Märkte folgten. Und bisher hat auch die Beschäftigung hierzulande nicht unter diesem Wachstum im Ausland gelitten, sondern sogar davon profitiert. Doch mittlerweile ist der Beschäftigungszuwachs im Inland zum Stillstand gekommen, die Produktion ist sogar rückläufig. Wenn nun im Zuge der Transformation vermehrt Standortentscheidungen zugunsten anderer Länder getroffen werden, kann dies diesen Trend beschleunigen und letztlich auch dazu führen, dass Beschäftigung in Deutschland und Baden-Württemberg verloren geht. Diese Entwicklung gilt es zu verhindern.

Weichen richtig stellen

Diese Prozesse stellen Standorte, Betriebe, aber vor allem auch Beschäftigung in Deutschland, in Baden-Württemberg in Frage. Die Kernfrage lautet: Sind wir noch wettbewerbsfähig? Was können die hiesigen Standorte bieten? Hier müssen wir uns erst einmal völlig neu erfinden, die Weichen richtig stellen, um uns in Zukunft behaupten zu können. 

Gerade die deutsche M+E-Industrie hat in der Vergangenheit vielfach bewiesen, dass sie mit großen Veränderungen und Herausforderungen umzugehen weiß, dass sie innovativ und damit auch wandlungsfähig sein kann. Aber dieses Mal haben die Herausforderungen eine neue Dimension. Es sind gewaltige Anstrengungen nötig. Wir werden Leistungs- und Veränderungsbereitschaft aufbringen müssen. Wie erfolgreich wir dabei sind, entscheidet darüber, was wir uns in Zukunft noch leisten können.

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