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Wir alle stehen
vor grossen
Herausforderungen.

Die Unternehmen der baden-württembergischen M+E-Industrie kämpfen seit Jahren mit heftigem konjunkturellem Gegenwind. Eine rasche Trendwende ist nicht in Sicht. 

Ging es nach der Finanzkrise 2008/09 erst jahrelang bergauf, endete dies 2019 mit einer deutlichen Abkühlung (Rezession). Statt des erhofften Aufschwungs folgten dann die Corona-Pandemie mit Lockdowns, gestörten Lieferketten und Lieferengpässen, dann ab 2022 der Ukraine-Krieg mit explodierenden Rohstoff- und Energiepreisen.

Auftragseingänge & Produktion

Zwar funktionieren die Lieferketten wieder weitgehend, und auch die Preise haben sich – auf einem höheren Niveau – stabilisiert. Trotzdem tritt die M+E-Industrie auf der Stelle. Seit mehr als einem Jahr gehen die Aufträge der Firmen kontinuierlich zurück. Die Auftragspolster, die sich durch die Lieferstaus aufgestaut hatten, sind weitgehend abgeschmolzen.

Die Produktion ist nach einem noch positiven Jahresauftakt 2023 immer weiter ins Minus gerutscht. Damit wird weiterhin deutlich weniger produziert als noch vor fünf Jahren. Beunruhigend ist auch, dass die deutsche und die baden-württembergische M+E-Produktion gegenüber der Entwicklung der Weltproduktion und auch im europäischen Vergleich immer weiter zurückfällt. Da sich bei den Aufträgen noch kein Umschwung abzeichnet, rechnet der M+E-Dachverband Gesamtmetall auch 2024 mit einem weiteren Rückgang der Produktion.

Beschäftigung

Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen hat sich die Beschäftigung in unserer Industrie erfreulich stabil entwickelt. Nach einer kleinen Delle zu Beginn der Corona-Pandemie haben die Betriebe wieder vermehrt eingestellt. Aktuell arbeiten knapp eine Million Menschen in der baden-württembergischen M+E-Industrie – gut 150.000 mehr als beim Tiefststand nach der Finanzkrise Anfang 2010. Allerdings hat sich der leichte Aufwärtstrend in den letzten Monaten zu einer Seitwärtsbewegung entwickelt. Mittlerweile rechnen die Firmen mehrheitlich in diesem Jahr mit einem Stellenabbau. Erste Unternehmen haben aktive Maßnahmen angekündigt, die Zahl der Jobs zu reduzieren. Auch Kurzarbeit nimmt wieder zu: Mehr als jeder fünfte Betrieb plant in den nächsten Wochen damit.

Preise & Ertragslage

Neben der schwachen Auftragslage hat vor allem die Entwicklung der Preise den Firmen in den letzten Jahren schwer zugesetzt. Erst sorgten die Lieferengpässe in Folge der Pandemiemaßnahmen dafür, dass z.B. die Preise für Mikrochips gewaltig in die Höhe schossen. Dann ließ der Ausbruch des Ukraine-Kriegs und der folgende Boykott des wichtigen Lieferanten Russland die Preise für Energie und Rohstoffe zeitweilig explodieren. Zwar sind die Preise inzwischen wieder deutlich gesunken. Sie liegen aber noch vielfach deutlich über dem Niveau vor Pandemie und Krieg. Dies drückt auch deutlich auf die Erträge der Firmen. Laut der letzten ifo-Umfrage rechnen 38 Prozent der M+E-Firmen bundesweit damit, dass sie 2023 entweder rote Zahlen oder eine „schwarze Null“ (Umsatzrendite unter zwei Prozent) geschrieben haben – zu wenig, um die jetzt erforderlichen Investitionen in die Zukunft zu tätigen.

Ausblick

Wenig vielversprechend sind auch die Aussichten für das laufende Jahr. Die Wirtschaftsforscher rechnen 2024 für die deutsche Gesamtwirtschaft nur mit einem Miniwachstum. Und selbst diese Prognose wackelt. Denn die öffentlichen Haushalte sind klamm, weshalb wichtige öffentlichen Investitionen und Anreize für private Investitionen ausbleiben könnten. In der M+E-Industrie rechnet aktuell laut ifo-Konjunkturindex die Mehrzahl der Firmen in den nächsten Monaten mit einer weiteren Verschlechterung. Der Dachverband Gesamtmetall erwartet in diesem Jahr einen weiteren Produktionsrückgang und sieht frühestens zum Jahresende hin die Chance auf eine Trendwende. Ob diese kommt, ist jedoch ungewiss.

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