Interview Verhandlungsführer Dr. Marquardt: „Eigentlich ist jegliche Lohnsteigerung schon zu viel“

12.08.2024

Im Interview mit der „Stuttgarter Zeitung“ hat Dr. Harald Marquardt, Verhandlungsführer der Metallarbeitgeber in Baden-Württemberg, mit Blick auf die anstehende Tarifrunde auf die schwierige Lage vieler Unternehmen in der Industrie hingewiesen, die sich höhere Entgelte nicht leisten könnten: „Eigentlich ist jegliche Lohnsteigerung schon zu viel.“ In den letzten Monaten habe sich die Situation eher noch verschlechtert. Man sehe, wie viele Arbeitsplätze in großen Zuliefererunternehmen abgebaut werden. Deshalb laute die Frage in dieser Tarifrunde: „Wieviel zusätzliche Kostensteigerung und damit reduzierte Wettbewerbsfähigkeit können wir uns noch leisten, bevor das Licht ganz ausgeht?“ Natürlich gebe es noch ein paar reüssierende Firmen, aber der Mehrzahl gehe es relativ zu den letzten Jahrzehnten deutlich schlechter.

Die Sieben-Prozent-Forderung der IG Metall bezeichnete der stellvertretende Vorsitzende von Südwestmetall als schlechtes Signal: „Da wurde Erwartungshaltungen gesät, so dass die Frage ist, wie die Führung ihren Mitgliedern klarmachen will, dass es eigentlich wenig bis nichts zu verteilen gibt.“ Die Transformation koste Geld. Wenn dies einseitig bezahlt werden solle, überfordere es die Unternehmen: „Übrig bliebe ein Torso.“ Dann gebe es nicht mehr viel zu verhandeln.

Den von der IG Metall ins Spiel gebrachten Bonus für Gewerkschaftsmitglieder lehnte Marquardt erneut kategorisch ab. Die Arbeitgeberseite lasse sich nicht für die Mitgliedergewinnung der Gewerkschaft instrumentalisieren: „Wir wollen nicht die Zwei-Klassen-Gesellschaft in den Betrieben. Der Abschluss dürfe nicht zum Nachteil derer sein, die nicht Mitglied der Gewerkschaft sind.

Auf die Frage nach einem möglichen Pilotabschluss in Baden-Württemberg signalisierte er die grundsätzliche Bereitschaft von Südwestmetall dazu: „Aber wir haben nicht unbedingt den Ehrgeiz und schon gar nicht das Geld, ihn hier zu vergolden.“

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